Ohne
Zweifel hat die "Lanc" nach dem Versagen ihres Vorläufermusters
als eines der besten Kampfflugzeuge des letzten Krieges dessen Ausgang
wesentlich beeinflußt. Mit der im September 1936 an die britische
Flugzeugindustrie herausgegebenen Ausschreibung P.13/36 forderte die RAF
einen zweimotorigen, besonders großen und tragfähigen Bomber,
der von neu entwickelten und besonders starkpferdigen Rolls-Royce Vulture
X24-Zylinder-Zwillingsmotoren angetrieben werden sollte. Handley-Page
bevorzugte bei der Halifax statt dessen eine Auslegung mit vier Rolls-Royce-Merlin-Motoren,
während Avro an der geforderten Zweimot-Entwicklung festhielt und
seinen Prototyp 6779 MANCHESTER am 25. Juli 1939 in die Luft brachte.
Insgesamt wurden bis November 1941 209 MANCHESTER gebaut, danach aufgegeben,
da die Vulture-Triebwerke zu anfällig und leistungsschwach blieben.
Dennoch wurden acht Staffeln, Teile zweier weiterer Staffeln des RAF-Bomberkom-mandos
und eine Teileinheit des Küstenkommandos damit ausgerüstet.
Immerhin
war die Grundkonstruktion der MANCHESTER so gut, daß 1940 entschieden
wurde, eine Viermot-Merlin- Version mit größerer Spannweite
zu entwickeln. Daher flog die erste LANCASTER (BT308 anfangs 1941 noch
als MANCHESTER Mk.III. Aufgrund ihrer beeindruckenden Leistungen wurde
mit sofortiger Serienfertigung begonnen.
Noch in der laufenden Serienfertigung stehende MANCHESTER wurden mit
der L7527 als LANCASTER fertiggebaut. Sie unterschieden sich von späteren
LANCASTER-Versionen durch die Reihe kleiner rechteckiger Heckseitenfenster.
Die ersten neuen Maschinen gingen ab 1942 an die 44. Staffel in RAF
Waddington. Durch den riskanten Tagesangriff eines gemischten Verbandes
der 44. und 97. Staffel auf die MAN-Motorenwerke in Augsburg am 17.
April 1942 wurde der neue Bombertyp auch beim Gegner bekannt.
Bis
zum Kriegsende warfen LANCASTER-Bomber bei 156.000 Einsätzen in
Europa 608.621 Tonnen Bomben ab. Mit 430 von Victory Aircraft in Kanada
gefertigten wurden insgesamt 7.377 LANCASTER gebaut, davon waren 3.425
Mk.I und 3.039 Mk.III (mit US-Packard Lizenz-Merlin-Motoren).
Eine Serie von 300 Mk.II lief mit den stärkeren Bristol Hercules
Doppelsternmotoren, wulstig erweitertem Bombenschacht und Bodenturm
vom Band. Die (Sonder)Version Mk.I (ohne das H2S-Radar unter dem Mittelrumpf)
konnte mit 5.443 kg wiegenden Luftminen und 5.443 kg bzw. 9979 kg schweren
"Erdbeben"-Bomben beladen werden.
[Fortsetzung auf Seite 2 ...]
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