Die Mk.I FE (= Far East) war für Fernost-Einsätze bei der "Tiger"-Kampfgruppe ausgerüstet. FE-Lancaster dienten auch als Erprobungsträger bei umfassenden Versuchen zur Verlängerung der Reichweite. Im Rahmen dieser Tests flogen zwei Flugzeuge (HK541 und SW244) sogar mit grotesken 5455-Liter-Satteltanks auf dem Rumpf. Letztendlich gab man jedoch der Luftbetankung den Vorzug. Der Krieg ging zu Ende, noch bevor die FE-Lancaster zum Einsatz kamen. Die letzte Lancaster, eine Mk I (TW910) von Armstrong Whitworth, wurde am 2. Februar 1946 ausgeliefert.
Während die RAF die Lancaster Mk IV später als die LINCOLN in Dienst stellte, blieb ein ähnliches Muster, die Mk VI, fast unbekannt. Die wenigen als Mk I oder Mk III gebauten Maschinen dieser Hochleistungsversion wurden mit einem neuen Motor nachgerüstet, dem zweistufigen, überkomprimierten Merlin 85/87. Unter ihren runden Motorhauben, die auch die Lincoln und Shackleton aufwiesen, waren die Ölkühler in aerodynamisch günstig gestalteter Abdeckung angeordnet. Mit ihren Vierblatt-Propellern zeichnete sich die Mk VI durch außergewöhnlich gute Flugleistungen aus, vor allem wenn sie, bis auf die Heck-MGs, unbewaffnet flog. Eine der Maschinen erreichte im August 1943 555 km/h. Die von No. 7 und No. 635 Sqn. Betriebenen "Pathfinder"-Flugzeuge wiesen ECM- und ECCM-Systeme auf.
Als Schutz gegen die deutschen Nachtjähger installierte man außerdem ein Monica-Radarwarngerät im Heck. Erst nach Erbeutung einer Ju 88 erkannten die Briten, daß ihre "Monica" in Wirklichkeit eine tödliche Falle darstellte, da die deutschen Nachtjäger die Radaremission orten konnten. Um möglichst gute Sicht zu haben, hatte man bei den meisten Hecktürmen mit der Zeit trotz der Kälteeinwirkung einfach ein Loch in das Plexiglas geschnitten. Ende 1944 lief die Serienfertigung der Lancaster VII an. Bei ihr wurde der Rückenturm weiter nach vorne gerückt und erhielt einen Elektroantrieb.
LANCHASTER-Bomber waren an allen schweren Nachtangriffen auf das Reichsgebiet beteiligt. Sie erwiesen sich sehr bald als überaus fronttauglich; immerhin kamen auf jeden Flugzeugverlust 132 Tonnen abgeworfener Bombenlast, verglichen mit 56 (später 86) Tonnen der HALIFAX und 41 Tonnen der STIRLING. Sie allein schleppten die schwersten in Europa eingesetzten 5,443 kg Panzersprengbomben, mit denen das Schlachtschiff TIRPITZ versenkt wurde, und die im März 1945 auf dasgroße Bielefelder Viadukt geworfenen 10 Tonnen-Bomben. Im Raum Caen flogen
LANCASTER massive Erdkampfunterstützung für die allierten Invasionstruppen. Bei Kriegsende warfen sie Hilfsgüter für hungernde Europäer ab und transportierten Kriegsgefangene in ihre Heimatländer.

Die 617. ("Dambuster")-Staffel wurde für Sondereinsätze mit rotierenden Wallis-Rollbomben gegen Talsperren umgerüstet. Die Mk.VI hatte Merlin-Motoren mit Höhenlader und Vierblatt-Propellern. Sie flogen auch bei der 635. Staffel und 100. Bombergruppe - ohne MG-Türme - Spezialeinsätze als Träger für Geräte der Elektronischen Kampfführung und Radarstörung/täuschung. Auch als Bild- und Seeaufklärer sowie Luft/Seerettungsflugzeug wurde die LANCASTER eingesetzt. Die letzte Mk.VII wurde erst im Februar 1954 von der RAF außer Dienst gestellt.


In den Kriegs- und Nachkriegsjahren wurden verschiedenste Modifizierungen erprobt, doch es entstanden auch interessante Nachkriegsversionen. Die JB456 erhielt den ausgezeichneten Waffenstand Bristol B.17 mit 20-mm-Bordkanonen, der später zur Standardausrüstung der Lincoln gehörte. LL780 und RF268 hatten am Heck ein spezielles Visier für je einen unteren und oberen 20-mm-Zwillingskanonenturm. Diese Änderungen zielten zum Teil darauf ab, die Bewaffnung der Windsor und Lincoln zu verbessern.
Erstes Nachkriegsmuster war die ASR.3 (eine Cunliffe-Owen Aircraft umgerüstete Maschine), die unter ihrem Rumpf ein Rettungsboot mitführte und vom Coastal Command betrieben wurde. Die GR.3 war ein Seeaufklärer, den man später zur MR.3 umrüstete. Das Bomber Command betrieb die PR.1 und setzte sie ohne Waffenstände zur Kartographierung und Vermessung ein. So konnten zwischen 1946 und 1952 von weiten Gebieten West-, Zentral- und Ostafrikas detaillierte Karten angelegt werden. Die letzte Lancaster des Bomber Command war eine PR.1, PA427, ausgemustert im Dezember 1953. Die letzte Lancaster der RAF, die MR.3 (RF325), wurde am 15. Oktober 1956 nach feierlicher Verabschiedung in St. Mawgan nach Wroughton geflogen und verschrottet.

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